Texte für den SPIEGEL
Texte für die Süddeutsche Zeitung
Alle von mir veröffentlichten Texte von mir gibt es auch auf torial.
Es ist ein zuckriger Wunsch, der die Dorfjugend der Gemeinde Wollbach beschäftigt und sich auf einer schwarzen Kreidetafel im neu eröffneten Tante-Enso-Supermarkt wiederfindet: rotes Red Bull. Dutzende Kreidestriche an der »Wünsch-dir-was-Tafel« verstärken die Dringlichkeit des Bedarfs nach dieser speziellen Sorte des Energydrinks.
Die Wunschtafel ist das Herzstück des Ladens, sagt Filialleiterin Regina Kesselring an einem Samstagvormittag, und erklärt das Konzept des neuen Supermarkts in Wollbach, der irgendwie ihnen allen gehört. Denn bei Tante Enso soll der Kunde tatsächlich König sein. Der Dorfladen gehört schließlich nicht irgendeiner Supermarktkette, die Sortiment, Preise und Marken festlegt, sondern ihnen allen: der Dorfgemeinschaft. Jedenfalls zum Teil. Sie haben schließlich dafür gezahlt.
Erschienen im Musikexpress, 17. Februar 2020
Auf zwei zeitgleich erscheinenden Alben rappt Friedrich Kautz zum einen als Prinz Pi über das Gefühl des Heimkommens und die Familienidylle im Berliner Sprengelkiez und erzählt als Prinz Porno zum anderen Geschichten überzeichnete Geschichten aus dem Gangsta-Rap-Milleu. Was zunächst wirkt wie ein Widerspruch, ist für Deutschraps Zukunft eine große Chance.
Erschienen in ZEIT CAMPUS ONLINE, 30. März 2019
Auf Hasans Brust perlt der Schweiß. Er hat die oberen drei Knöpfe seines schwarzen Hemdes aufgeknöpft, sodass sein dunkles Brusthaar zu sehen ist. Ihm gegenüber tanzt sein Freund Paul, der mit seinen roten Haaren und seinem hellen Bart hier auffällt, der Großteil der Besucher hat einen arabischen Teint. „He was a skater boy“ schreit Avril Lavigne aus den Boxen. An den Wänden tanzen animierte, rote Herzen. Es ist 23 Uhr an einem Freitagabend im Januar in JordaniensHauptstadt Amman.
Paul tänzelt auf Hasan zu und wirft schwungvoll seinen Oberkörper nach vorne, spielerisch weicht Hasan zurück und winkt ab, als Avril Lavigne singt: „He wasn’t good enough for her“.
15 jordanische Dinar Eintritt haben Hasan und Paul bezahlt, ungefähr 19 Euro. Das ist viel, ein Mittagessen für zwei kostet hier in Amman, Jordaniens Hauptstadt, gerade mal um die 7 Dinar. Trotzdem ist der Club so voll, dass vor den Toiletten spontan ein zweiter Dancefloor entsteht und der Schweiß von der Decke tropft. Denn das CLSTR ist einer der wenigen Nachtclubs in Amman. Ein Pop-up-Club, im April schließt er wieder.
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Staatsexamen: Das Bootcamp für Juristen
Erschienen in ZEIT CAMPUS ONLINE, 29. Juli 2018
„Hier werden morgens manchmal die Toten angeliefert“, sagt Johan. Es ist 7 Uhr morgens, Johan, Dreitagebart und wilde braune Locken, sitzt am Küchentisch, in der Ecke steht ein Club-Mate-Kasten, ein halbvoller Müllsack vor dem Kühlschrank, dreckiges Geschirr vom Vortag sammelt sich in der Spüle. Er blickt aus dem Küchenfenster und deutet zum Innenhof, der den Blick auf eine Leichenhalle freigibt. „Dafür war die Wohnung aber auch ganz günstig.“
Im Hintergrund rufen Survivor: „It’s the eye of the tiger, it’s the thrill of the fight“, aus dem Soundtrack von Rocky. Das hören sie hier jeden Morgen in der Bootcamp-WG, sagt Johan, „zum Pushen“. Entweder den Rocky-Soundtrack oder den Rapper Kontra K. „Irgendwas, das ballert“, sagt er, nippt an seiner Kaffeetasse und summt im Takt mit.
Johan ist 27, er wohnt eigentlich in Lübeck, aber seit zwei Monaten lebt er jetzt in Schleswig neben einer Leichenhalle. Er hat Jura studiert, schrieb sein erstes Staatsexamen. Dann zwei Jahre Referendariat, währenddessen vorbereiten auf das zweite Staatsexamen, Schreibtermin 1.12.2017. Das Examen war schwer, aber in Ordnung. Johan hatte vor dem Examen bei einem Anwalt in Hamburg sein Referendariat abgeleistet und wollte nach dem zweiten Examen erst mal nach Südfrankreich abhauen, konkrete Berufsziele hatte er noch nicht.
Dann kam die Note online.
„Das ist natürlich schon ein Riesenschock. Du schaust auf den Bildschirm, siehst, dass du durchgefallen bist, und verstehst die Welt nicht mehr. Du denkst halt auch direkt: Okay, jetzt hab ich’s verkackt, aber was ist, wenn es beim zweiten Mal wieder nicht passt?“
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„Nur noch Gucci, Bratan, ich trag nur noch Gucci“
WELT AM SONNTAG 20.05.2018
Tragik der Stadtoriginale: Von Menschen, die alle feiern, aber niemand kennt
ze.tt 29. Mai 2018
Wie Foodblogs mit hässlichem Essen uns vom Perfektionsdruck erlösen
ze.tt 4. Dezember 2017
„Bock zu chatten?“ – Ich habe mich nach 15 Jahren wieder bei Knuddels.de angemeldet
VICE, 13.Juli 2018
Ich habe eine Woche lang versucht, ein Dagi-Bee-Superfan zu werden
VICE, 26.August 2015